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Biographie Eugenie Schwarzwald

 

Eugenie Schwarzwald, Frau Dr. Schwarzwald, Frau Doktor, Genia Schwarzwald, Genia, Genka – die Frau, die als Eugenie Nussbaum am 4. Juli 1872 in einem Dorf in Ostgalizien geboren wurde, machte sich als Reformpädagogin, Journalistin, Sozial- arbeiterin und Kunstförderin mehr als einen Namen. Für ihre Freunde und Zeitgenossen war sie Genia, ein weiblicher ‚genius‘; für ihren Ehemann Genka, ein slawisches Diminutiv, für mehrere Generationen von SchülerInnen und Schützlingen ‚Frau Doktor‘ oder einfach ‚Fr. Dr.‘. Im öffentlichen Auftreten, sei es in Person oder im Druck, war sie unverändert Frau Dr. Phil. (mit großem P!) Eugenie Schwarzwald: Da die Habsburger Autoritäten sich wiederholt weigerten, ihren in der Schweiz erworbenen Doktorgrad anzuerkennen, war es ein Akt der Auflehnung und ein strategisches Manöver ihrerseits, den Titel so oft wie möglich zu verwenden. Neben ihrer pädagogischen Tätigkeit – sie gründete die erste koedukative Volksschule Österreichs und eine Mädchenschule mit Maturaklasse – waren es die von ihr initiierten Wohlfahrtsprojekte, die sie stadtbekannt machten. Geschickt wusste sie die Medien für sich zu nutzen, ebenso geschickt aber wurde sie von Literaten ihrer Zeit in eine satirische Figur verwandelt, wobei Momente des Antisemitismus und der Frauenfeindlichkeit oft klar hervortraten. Obwohl eng befreundet mit Schlüsselfiguren der Wiener Moderne, war sie weder Mäzenin noch Muse im konventionellen Sinn. Ihre eigene Biographie und die Beweggründe ihres Tuns wurden durch berühmte Freunde wie Egon Friedell, Hans Kelsen, Oskar Kokoschka, Adolf Loos und Arnold Schönberg und ihre ebenso berühmten Schülerinnen und Schüler wie Peter Drucker, Rudolf Serkin, Hilde Spiel oder Helene Weigel lange Zeit überschattet.

Die Biographie über Eugenie Schwarzwald öffnet neue Perspektiven auf die oft paradoxe und bewegte Wiener Kultur des frühen 20. Jahrhunderts. Sie ist im Herbst 2012 im Residenz Verlag erschienen. Zudem ist eine Ausstellung zu Eugenie Schwarzwald, ihren Projekten, ihren Schulen und ihren SchülerInnen in Planung.

Kontakt: Deborah Holmes

 

Langeweile ist Gift
Das Leben der Eugenie Schwarzwald
 

Deborah Holmes:  Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. St. Pölten, Salzburg, Wien: Residenz 2012.