4/2/3 | Programmlinien / Virtuelle Biographik / Karl Kraus Online

 

Karl Kraus Online

 

 

 

Karl Kraus (1874-1936) ist dafür bekannt, dass er sich in seiner Zeitschrift "Die Fackel" kritisch und satirisch mit der (Wiener) Gesellschaft und ihrer Sprache (vor allem in den damals neuen Printmedien) auseinandersetzte und präzise mit Worten arbeitete. Nicht so bekannt ist, dass Kraus auch als Vorleser fixer Bestandteil des zentraleuropäischen Kulturlebens war und zwischen 1910 und 1936 700 Mal als Vortragender in über 40 europäischen Städten auftrat. Weniger bekannt ist auch, dass er seit Beginn seiner Laufbahn aktiv und passiv in Rechtsstreitigkeiten verwickelt war und dass sein Anwalt Oskar Samek ab 1922 215 Rechtsakte anlegte und bewahrte. Nicht zuletzt wissen viele nicht, dass einige der verbreitetsten Zitate, die mit Karl Kraus in Verbindung gebracht werden, ihm nur unterstellt wurden.

"Karl Kraus Online" hat es sich zum Ziel gesetzt, auf Basis des Karl Kraus-Archivs neue Perspektiven auf Kraus in drei Rollen zu eröffnen und ihn als "Vorleser", "Rechtsperson" und "Falsch Zitierten" präsenter zu machen. Nachdem nicht nur Die Fackel des Austrian Academy Corpus online komplett zur Verfügung stand, sondern auch die Werke des Satirikers und Kulturkritikers vollständig digitalisiert vorlagen [Digitale Bibliothek Suhrkamp], soll Karl Kraus in dieser materialbasierten Anti-Biografie (die selbstverständlich immer eine Biografie bleibt) in seiner kulturgeschichtlichen Vernetzung gezeigt werden. In biografischen Räumen oder Rollen wird er als "prominentes" männliches Subjekt "in Beziehung" gesetzt – zu Ereignissen, Personen, Institutionen, Objekten sowie Daten und Orten.

Entlang der Fragestellungen von Usern und Userinnen setzen sich Archivmaterial und dazugehörige Daten immer wieder neu zusammen. Das ergibt – alten und neuen biografietheoretischen Forderungen Rechnung tragend – kein rundes biografisches "Porträt" eines Helden, sondern biografische "bits and pieces", die verschiedene Möglichkeiten aufzeigen und damit als Experiment auch die Beliebigkeit biografischer Erzählungen deutlich machen.

"Karl Kraus Online" ist sowohl für Personen gedacht, die sich einen ersten Eindruck über den Vorleser Kraus oder das Kulturleben seiner Zeit verschaffen wollen wie auch für Wissenschaftler, die konkrete Forschungsfragen an das Material oder die verbundenen Daten haben.

Das Projekt, das seit 2012 als Kooperation der Wienbibliothek im Rathaus und des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Theorie der Biographie läuft, ist und bleibt ein "Work-in-Progress".

 

Karl Kraus Online

 

 

 

 

 

 

Kontakt

DDr. Katharina Prager
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +43 1 4000 84944
Fax: +43 1 4000 99 84915
Email: katharina.prager@gtb.lbg.ac.at

Ludwig Boltzmann Institut
für Geschichte und Theorie der Biographie
Wienbibliothek im Rathaus
1085 Wien
Österreich