5/2/2 | Aktivitäten / Symposien / Filmsymposium Inside Stories
Inside Stories - Biographie und Film
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien und dem Österreichischen Filmmuseum veranstaltete das Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie vom 23.11. -25.11.2007 das Filmsymposium „Inside Stories“.
Die anhaltende Attraktivität der Biographie, sei es in schriftlicher Form oder auf der Leinwand, besteht darin, dass sie die Illusion einer zusammenhängenden, einheitlichen Lebensgeschichte anbietet. Aufgeklärte Vorstellungen von einem autonomen, souveränen Subjekt und einer Aufteilung der menschlichen Aktivitäten in innere und äußere, private und öffentliche Bereiche sind unverzichtbarer Bestandteil biographischer Darstellungen. Angewandt auf die Ästhetik des Filmschaffens, hat dies mehrere Implikationen.
Biographische Filme waren seit der Erfindung des Kinos populär, und sie existieren in einer großen stilistischen Bandbreite, innerhalb eines Spektrums, das vom Musical bis zum Dokumentarfilm reicht. Infolgedessen sind Versuche, sie nach ästhetischen oder nach kommerziellen Gesichtspunkten en bloc zu kategorisieren, problematisch. Der Großteil der Forschung zu diesem Thema hat sich traditionell mit Hollywood-‚Biopics‘ beschäftigt.
Das Symposium versuchte die bestehenden Debatten in mehrere Richtungen hin zu erweitern. Mit einem speziellen, jedoch keineswegs ausschließlichen Schwerpunkt auf biographische Filme, die innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte entstanden sind, wurde eine Analyse der vorherrschenden narrativen Strukturen und ästhetischen Modelle beabsichtigt; diese wurde durch Reflexionen über die sozialen und kulturellen Veränderungen, die sich an diesen starken biographischen Impuls im Kino zeigen, ergänzt.
Es ist ein Gemeinplatz der Biographieforschung, dass Krisenzeiten jeweils ein größeres Interesse an biographischen Zugängen bei der Interpretation von Kultur und Geschichte zur Folge haben. Es wurde gezeigt, in welchem Ausmaß sich die Diskussion über die Identitätsproblematik während der letzten Jahrzehnte im biographischen Film niederschlägt. Beispielsweise dramatisieren Versuche, die kreative ‚innere‘ Welt künstlerischer Subjekte darzustellen, unvermeidlich den Aufeinanderprall, ob fruchtbar oder destruktiv, zwischen Individuum und Gesellschaft; Kunstwerke können auf durchaus unterschiedliche Weise in die filmische Erzählung integriert werden. In biographischen Filmen, die sich auf kreative individuelle und kulturelle Hervorbringungen konzentrieren, ist das Problem, wie die Grenze zwischen dem Dokumentarischen und dem Fiktionalen zu bestimmen ist, besonders akut, und selbst wer sich kaum oder gar nicht von den Konventionen und Zielen des fiktionalen ‚Mainstream-Spielfilms‘ entfernt, hat sich damit auseinanderzusetzen.
Begleitend zum Symposium wurde von 23. bis 26. November 2007 im Österreichischen Filmmuseum eine Reihe ausgewählter biographischer Filme gezeigt. Eine deutschsprachige Publikation über das Thema „Biographie und Film“, die auf den Beiträgen des Symposiums basiert, erschien 2009.